Die Transformationsgeschichte von Schott: Nachhaltigkeit und Marketing im Fokus
In einer Welt, in der Unternehmen zunehmend ihre Verantwortung für eine nachhaltige Zukunft erkennen, stellt sich die Frage, wie sich die deutsche Industrie transformiert und welche Rolle Marketing und Kommunikation dabei spielen. In diesem Blogbeitrag werfen wir einen Blick auf Schott, einen Spezialglashersteller aus Mainz, der aktiv für #Nachhaltigkeit und #Klimaschutz eintritt. Erfahren Sie mehr über die Transformationsgeschichte dieses Industriekonzerns und wie er Produkte herstellt, die weltweit in verschiedenen Branchen Verwendung finden. Wir beleuchten auch die historischen Wurzeln von Schott und sein Engagement für die Wissenschaftsförderung.
Schott als Vorreiter in Sachen #Nachhaltigkeit
Schott ist ein führender Anbieter von Spezialglas und produziert eine breite Palette von Produkten, von der Zerankochplatte bis hin zu pharmazeutischen Verpackungen. Sogar das dünnste Glas der Welt und Glas, das auf dem Mond eingesetzt wurde, stammen von Schott. Diese Vielfalt ermöglicht es Schott, in verschiedenen Industrien präsent zu sein und hochwertige nachhaltige Lösungen anzubieten.
Die Bedeutung von Schott in systemkritischen Bereichen
Schott hat sich als System relevanter Anbieter etabliert, insbesondere bei Produkten wie Glaskartuschen für Corona-Impfstoffe. Doch Schott ist auch in vielen anderen Bereichen aktiv, wie der Herstellung von Handy Coverglas und optischen Gläsern. Die Qualität und Eigenschaften des Spezialglases von Schott machen es zu einer bevorzugten Wahl in verschiedenen Branchen.
Die Wurzeln und das Engagement von Schott
Schott ist ein Stiftungsunternehmen und gehört zur Karl Zeiss Stiftung, einer der ältesten Wissenschaftsfördernden Stiftungen Deutschlands. Das Unternehmen engagiert sich nicht nur für seine wirtschaftlichen Ziele, sondern setzt auch einen Teil seiner Gewinne für die Förderung der Wissenschaft ein. Diese historischen Wurzeln prägen die Unternehmenskultur von Schott und beeinflussen auch die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens.
Die ökologische Nachhaltigkeit im Fokus
Die Glasproduktion ist ein energieintensiver Prozess und stellt eine Herausforderung für die ökologische Nachhaltigkeit dar. Schott hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu werden und arbeitet intensiv daran, den Technologiewandel voranzutreiben. Die Forschung konzentriert sich auf die Entwicklung von Alternativen zur Erdgas-Erhitzung in den Schmelzwannen, wie zum Beispiel die Verwendung von Strom oder Wasserstoff. Durch diese Maßnahmen möchte Schott seine CO2-Emissionen reduzieren und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Die Schlüssel zur erfolgreichen Transformation
Um die Transformation zur Nachhaltigkeit erfolgreich umzusetzen, ist eine kritische Analyse der eigenen Möglichkeiten und ein klarer Fokus notwendig. Unternehmen sollten eine Wesentlichkeitsanalyse durchführen, um ihre Ressourcen auf diejenigen Bereiche zu konzentrieren, in denen sie den größten Einfluss haben. Eine ehrliche und transparente Kommunikation ist entscheidend, um das Vertrauen der Kunden zu gewinnen. #GreenMarketing und #GreenKommunikation sollten auf einer Prozess-Kommunikation basieren, bei der Unternehmen ihre Transformation transparent begleiten und regelmäßig Updates geben.
Die Bedeutung einer langfristigen Verpflichtung
Die Transformation zur Nachhaltigkeit erfordert Zeit, Ressourcen und Engagement. Unternehmen sollten offen kommunizieren und Mitarbeiter sowie Kunden mit auf die Reise nehmen. Die Rolle der Marke ist ebenfalls wichtig und wird durch die Transformation zur Nachhaltigkeit beeinflusst. Unternehmen müssen sich bewusst sein, dass Nachhaltigkeitskommunikation eine langfristige Verpflichtung ist und kontinuierliche Anpassungen erfordert. Es ist ein Marathon, kein Sprint. Durch konkrete Beispiele und eine positive Einstellung kann gute Nachhaltigkeitskommunikation Menschen motivieren und aktivieren, um gemeinsam eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. #Nachhaltigkeitskommunikation #Transformation
Hier geht es zur Podcastepisode mit Jonas Spitra, communication lead sustainability bei Schott:
[00:00:00.260] - Frank
Ja, Transformationsarbeit im Unternehmen hin zu einer nachhaltigen Zukunft ist manchmal ganz schön knifflig. Hier und heute ein Praxisbeispiel aus einem Industriekonzern. Heute wird das große Rad gedreht. Viel Spaß und Sinn.
[00:00:14.520] - Jonas
Bäm, Bock auf morgen.
[00:00:16.840] - Jonas
Der Podcast.
[00:00:18.670] - Frank
Für ein Marketing Marketing for Future. Hi, mein Name ist Frank Schleder. Ich bin der Host dieser Podcast Reihe und nach zehn Episoden Planetaren Grenzen und einer Expert Episode zum Marketing 2040 haben wir heute wieder endlich mal wieder eine Transformationsgeschichte aus der Praxis zu berichten. Und wir schwingen heute, wie gerade schon erwähnt, das große Rad. Es geht einen Industriekonzern, es geht Schott. Schott ist Spezialglashersteller aus Mainz und hat einen ziemlichen Energieaufwand, seine Produkte herstellen zu können. Die sind wiederum mitunter systemrelevant, wie im Übrigen so viele Produkte aus der
[00:01:01.790] - Frank
Industrie in Deutschland. Zu Gast.
[00:01:03.390] - Frank
Ist Jonas Spitra. Er ist
[00:01:05.030] - Frank
Communication Lead.
[00:01:06.050] - Frank
Sustainability bei Schott und ist damit mitverantwortlich für die Nachhaltigkeitskommunikation des Konzerns. Schott ist Sponsor unseres.
[00:01:15.830] - Frank
BAM! Bock auf Morgen Festival.
[00:01:18.470] - Frank
Dort erzählen wir am 29. Und 30. November 2023 in Berlin mehr über eben jene Transformationsgeschichten in den Unternehmen, über gelungene gute Nachhaltigkeitskommunikation und wie Marketing zum Erfolgstreiber einer nachhaltigen Transformation werden kann. Wir haben die Wissenschaft vor Ort, wir haben Start-ups mit vor Ort, wir verleihen dem Marketing for Future Award vor Ort zwei Tage in der Vorweihnachtszeit quasi zu Beginn des Advents in Berlin seid herzlich eingeladen vorbeizukommen. Geht auf unsere Website www. Bock.am und schaut euch dort mal das Festival an. Dort könnt ihr über die Website auch die Karten kaufen. Www.bock.am. Und der Disclaimer ist dieser Podcast und die Inhalte dieses Podcasts sind unabhängig von diesem Festival. Natürlich stelle ich wieder die Fragen, die ich auch immer stellen wollte. Aber trotzdem ist Schott in diesem Podcast, weil das eine wirklich spannende Transformationsgeschichte ist, die wir euch nicht vorenthalten wollen. So over and out an dieser Stelle. Wir steigen ein ins Interview und los geht's.
[00:02:23.340] - Frank
Ja, hier bin ich in Mainz. Herzlich willkommen, Jonas Spietra. Grüß dich.
[00:02:27.330] - Jonas
Guten Morgen Frank.
[00:02:28.340] - Frank
Jonas war kurz vorgestellt. Wer bist du? Was machst du?
[00:02:31.290] - Jonas
Hi, ich bin Jonas. Ich arbeite, also bei Schott. Es ist immer üblich zu sagen, wie lange man hier arbeitet. Typische Unternehmens Tradition. Und was man macht, also Name habe ich genannt. Ich selber arbeite seit fünf Jahren ein paar Zerquetschten bei Schott und darf unterschiedliche Kommunikations Aktivitäten verantworten oder vorantreiben mit lauter tollen Kolleginnen und Kollegen. Und ein Thema, das ich mit verschiedenen Kolleginnen und Kollegen mache, ist das Thema Klimaschutz, Umweltschutz und auch das Thema jetzt immer in der Größen und Breite Nachhaltigkeit in einem Industriekonzern.
[00:02:59.540] - Frank
Und das ist tatsächlich die Leitfrage, der Leitgedanke dieses Gesprächs hier. Wie transformiert sich eigentlich die deutsche Industrie? Was macht das mit Marco und Kommunikation? Und hier am Beispiel von Schott sind wir ganz tief drin und wir sind in Mainz. Wir schauen uns das heute auch noch auf dem Werksgelände an und ich bin total gespannt, wie Industrietransformation wirklich funktioniert. Jonas, ihr macht in Glas, in Spezialglas und Glas ist.
[00:03:21.920] - Frank
Eigentlich überall drin in.
[00:03:23.750] - Frank
Unserem Alltag. Also in Dingen, die man sich noch gar nicht vorstellt. Ich habe gehört, ihr wart am Mond mit Schott Glas. Ihr stellt das dünnste Glas der Welt her und ihr seid offiziell System relevant.
[00:03:35.220] - Frank
Warum eigentlich?
[00:03:36.670] - Jonas
Ja, ein kleines Feld, das du da ansprichst, Frank. Thema Spezialglas ist wirklich tatsächlich etwas, was ich dir erklären könnte von A bis Z, also von bestimmten Atomsteckern bis zum Zahnpasta Pulver. Spezialglas lebt von seiner unglaublichen Diversität. Du kannst sehr, sehr viele Dinge herstellen damit, dir ein paar Beispiele zu nennen, die man sozusagen vielleicht noch selber aus dem Alltag kennt. Schott ist der Erfinder der Zerankochplatte. Wir sind aber auch einer der größten Anbieter für pharmazeutische Verpackungen weltweit.
[00:04:06.600] - Frank
Also diese diese Glaskartuschen von den Corona-Impfstoffen zum Beispiel, oder?
[00:04:11.070] - Jonas
Genau, also das heißt Glaskapulen oder Ampullen, weils im Englischen zum Beispiel. Und da ist Schott Weltmarktführer.
[00:04:20.370] - Jonas
Handy Coverglas.
[00:04:22.770] - Jonas
Optische Gläser. Ich könnte jetzt stundenlang Namen nennen, aber dir einfach eine Bandbreite zu geben. Das Spezialgas von Schott hat immer sehr viele unterschiedliche Eigenschaften und je nach Anwendungsbereich kann das in den unterschiedlichsten Industrien reingeliefert werden. Und das macht Schott als B2B Unternehmen aus. Wir liefern in einer Vielzahl von Industrien unterschiedlichste Produkte und immer geht es darum, die verschiedenen Eigenschaften von Spezialglas oder auch Glaskeramiken dann in diese Produkte reinzubringen und damit, also doof gesagt, ich sage immer, irgendwo ist ein bestimmtes Glas von Schott drin und deswegen funktioniert irgendwas immer extrem gut, auch wenn wir es als Kunde nicht.
[00:04:59.780] - Frank
So sehen. Okay, der Werbeblock beendet jetzt gerade. Schott ist eigentlich ein Stiftungseigentumsunternehmen, hat sehr viel Tradition, hängt zusammen mit Karl Zeiss. Nimm mich mal mit auf diesen historischen Weg ganz kurz, weil zu gucken, wohin man geht, muss man ja auch mal gucken, woher man kommt.
[00:05:15.340] - Jonas
Genau, ganz knapp gesagt ist Schott ein Stiftungsunternehmen. Was bedeutet das?
[00:05:19.070] - Jonas
Schott.
[00:05:20.190] - Jonas
Und Karl Zeiss sind sozusagen ein Tochterunternehmen und beide Unternehmen gehören der Karl Zeiss Stiftung. Und diese Stiftung ist eine der ältesten Wissenschaftsfördernde Stiftungen Deutschlands und hat also wir haben ein Stiftungsstatut und in dem steht sehr klar geschrieben, dass ein bestimmter Teil des Gewinnes, das die Unternehmen Zeiss, aber auch Schott generieren, wieder in die Karl Zeiss Stiftung gehen, damit die Wissenschaft zu fördern. Und damit werden zum Beispiel im Bereich MINT-Fächer Professuren gefördert, Forschungsprojekte und so weiter. Und da ist immer wichtig, dass diese Projekte eine hohe gesamtgesellschaftliche Relevanz haben müssen. Und jetzt kannst du mich fragen, was heißt das in Zahlen? Am Beispiel von Schott hat der Konzern in den letzten fünf Jahren 100 Millionen € an die Kanzlei Stiftung für die Wissenschaftsförderung dann sozusagen gezahlt.
[00:06:08.830] - Frank
Seit den über 30 Ländern aktiv, knapp drei Milliarden Umsatz, 17.000 Mitarbeitende weltweit. Ein wichtiger KPI, der in diesem Zusammenhang nie fehlen darf, Anzahl der Höhe der Treibhausgasemissionen.
[00:06:19.810] - Jonas
Genau. Also das ist ja ein KPI, den ich mir öfter ja auch wünschen würde, den man vielleicht bei so einer OEMR oder so auch einfach mal nennen würde in der gleichen Setup. Bei uns, wir haben den 2019 gemessen und haben den für die Scope 1 und Scope 2 Emission uns angeschaut und waren dann auf einem Wert von rund einer Million Tonnen CO2.
[00:06:38.630] - Frank
Also kein nachhaltiges Unternehmen im ökologischen Sinne. Diese eine Million Tonnen gilt es im Zuge der Dekarbonisierung loszuwerden. Dann wirst du mir doch relativ schnell sagen können, sagen wir mal in drei vier Punkten die Kernbestandteure der Nachhaltigkeitsstrategie von Schott.
[00:06:55.880] - Jonas
Genau. Also wir bei Schott unterscheiden erst mal ganz grundsätzlich zwischen den drei Dimensionen ökologische Nachhaltigkeit, soziale Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Wir glauben am Ende des Tages als Wirtschaftsunternehmen, dass wir immer gucken müssen, wie können wir das ausbalancieren? Weil unsere Aufgabe ist natürlich auch, Gewinn zu erwirtschaften, was dann wieder an die Stiftung geht, damit auch unter anderem tolle Projekte zu fördern, aber natürlich auch Investitionen zu tätigen und zu wachsen. Und auf den Bereich soziale Nachhaltigkeit ist es schon so, dass es, glaube ich, eine hohe Verantwortung gibt, dass man sagt als Unternehmen, wie beteiligt man die Kolleginnen und Kollegen. Und da gibt es einen schönen Satz von dem Ernst Appe, der gesagt hat, unsere Verantwortung endet nicht am Werkstor. Und das ist, glaube ich, auch immer wichtig, dass man auch bei CSR-Aktivitäten und anderen Dingen immer wieder Bereiche fördert, wo man sagt, hey, hier gibt es eine Unterstützung. Ein Unternehmen hat da, glaube ich, eine gewisse Verantwortung.
[00:07:44.120] - Frank
Ich würde mal interessieren, wie Glas tatsächlich gemacht wird. Lass mal den Produktionsprozess so in ein paar Schritten noch mal erklären. Und ich weiß, du bist gelernter Journalist. Du hast die Neugierde für diese Themen. Ich glaube aber, dass jeder Kommunikator und Marketer eigentlich wissen sollte, wie die eigenen Produkte hergestellt sind, auch im Detail.
[00:08:00.080] - Jonas
Ja, gerne. Also wenn du sagst, diese journalistische Perspektive, wenn man die Kolleginnen und Kollegen besucht und man Gefühl bekommt, wie wird Spezialglas hergestellt. Und da kommen wir auch zum Thema Nachhaltigkeit. Spezialglas herzustellen ist eine extrem energieintensive Tätigkeit. Spezialglas wird in großen Schmelzwannen hergestellt. Das kann man sich vorstellen. Die sind im größeren Setup ungefähr so groß wie ein Einfamilienhaus, ungefähr so lang wie ein Swipping Pool. Und da wird Spezialglas erhitzt. Normales, sagen wir mal Kalknatron Glas wird so bei 1200 Grad erhitzt. Ein Spezialglas noch mal heißer bis zu 1800 Grad. Wie wird es erhitzt? Momentan vor allem durch Erdgas, teilweise auch durch Strom. Aber, und das habe ich ja vorhin auch schon gesagt mit dem CO2 Fußabdruck, momentan ist die Produktion sehr CO2-intensiv und sie ist sehr, sehr energieintensiv. Auf der anderen Seite ist es gerade eine große Forschungsaufgabe im Konzern. Wir haben Experten, die auf der großen Zielsetzung der Dekarbonisierung des Unternehmens, Schott hat sich das Ziel gesetzt bis 2030 in seiner eigenen Produktion klimaneutral zu werden. Für die Fachexperten Scope 1 und Scope 2 Gag Protokoll. Scope 3 ist noch mal eine andere Nummer. Das schaut sich der Konzern auch an. Aber wichtig ist sozusagen, dieses Ziel ist gesetzt und da geht es vor allem den Technologiewandel.
[00:09:12.090] - Jonas
Und da muss man jetzt verstehen, das Herz dieser Veränderung ist diese Schmelzwanne und deswegen gibt es Forschungsprojekte. Da sind jetzt eine Menge kluge Menschen mit Doktortitel unterwegs, die sich auf der einen Seite anschauen, wie kann man diese Technologie, die momentan sozusagen mit Erdgas, Glas erhitzt, verändern? Und da gibt es verschiedene Wege. Ein Weg, den Sie sich anschauen, ist der sogenannte elektrische Weg. Wie können wir mit Strom Spezialglas genau so erhitzen, dass es auch die notwendigen Qualitäten erreicht? Da gibt es mehrere Themen und auch, dass es in der Schmelzwanne funktioniert. Die Wanne darf ja auch nicht kaputt gehen. Da musst du dir auch noch mal vorstellen, das läuft 24/7 durch. Schmelzwannen können nicht stoppen. Wir sind ein produzierender Betrieb, Schichtbetrieb und du kannst die Wanne auch nicht einfach abschalten. Wie gesagt, der eine Weg ist, wie kann man Schmelzwannen mit Strom erhitzen oder wie kann man Glas in Schmelzwannen mit Strom erhitzen? Und der andere technologische Weg, den sich die Fachkollegen anschauen, ist Wasserstoff. Auch so ein kleines, einfaches Thema.
[00:10:05.030] - Frank
Und damit seid ihr ja eigentlich jetzt auch bis in die Tagesschau gekommen. Als erstes Wasserstoff produzieren und Industrieunternehmen in Deutschland. Habe ich das so richtig mitbekommen?
[00:10:14.390] - Jonas
Ich glaube, als... Das ist ein Industrieunternehmen, wäre übertrieben. Aber was man schon sagen kann, ist, dass für den Bereich Spezialglasindustrie unsere Forscherinnen und Forscher da eine ziemlich führende Rolle haben und jetzt für unseren Bereich die Tests, die durchgeführt werden, schon sehr industrieführend sind. Jetzt in Bezug auf die Spezialglasindustrie. Und das ist schon ein echt spannendes Thema und auch wirklich sehr bewundernswert, was die Kollegen da stemmen. Ein Thema, das hier historisch immer sehr wichtig ist, dass man bestimmte Dinge dann technisch versucht. Und das ist genauso ein Versuch. Also wo man dann oft auch sagen kann, die Kollegen haben es berechnet und sagen, jetzt kommt sofort die Nagelprobe. Wir wissen es auch noch nicht. Und nachher dann aber auch wissenschaftlich sagen können, es war möglich.
[00:10:52.000] - Frank
Das ist grauer Wasserstoff, glaube ich noch, noch kein grüner und selbst der Graue ist auch noch nicht überall vorhanden, testen zu können.
[00:10:58.040] - Jonas
Genau. Also es ist uns auch wichtig deutlich zu machen, dass ist momentan grauer Wasserstoff, der ist momentan verfügbar. Für die Prozesse, die die Kolleginnen und Kollegen gerade anstoßen, ist es fürs Testen erst mal egal, weil sie erst mal rausfinden müssen intern geht das. Und das wird jetzt auch noch ein bisschen dauern, weil wie gesagt, die müssen es auch noch 100% en gro testen, auch für unterschiedlichste Glastypen. Das ist alles anderes einfach. Längerfristig, wenn es aber dann ums Klima geht und die Dekarbonisierung, dann wird es nicht nur Grünstrom brauchen, sondern auch grünen Wasserstoff. Wenn es den nicht gibt, wird es schwierig. Das heißt, längerfristig wird es natürlich viele große Infrastrukturfragen geben. Die gibt es ja jetzt schon. Es sind ja viele Industrie Player auch in der Diskussion, unter denen, dass sie das brauchen werden, wenn eine Dekarbonisierung in Deutschland notwendig geschehen kann. Und das sind aber natürlich noch offene Fragen. Die Antwort weiß ich auch nicht. Wenn ich sie wüsste, säße ich wahrscheinlich in meiner Villa und würde Milliarden zählen. Das sind natürlich gerade komplexe Szenarien, wo ganz viele kluge Köpfe sich gerade Gedanken machen.
[00:11:50.960] - Frank
Bis jetzt kommt der Wasserstoff, wenn er denn kommt, in LKWs an und wird dann umgefüllt in diesen hier bestehenden Wasserstoff Tank. Wenn man das jetzt großvolumig machen wollen würde Wasserstoff hier im Werk zu beliefern, wir sind in Mainz gerade, wird man auch eine neue Infrastruktur haben müssen, die Wasserstoff durch die Lande transportiert oder kann man auf vorhandener Gas-Infrastruktur so aufsetzen?
[00:12:10.070] - Jonas
Längerfristig wird es dafür eine andere Infrastruktur brauchen. Du musst es dir so vorstellen, dieser Test, von dem ich gerade geredet habe, 35 Prozent. Die 35 Volumen Prozent waren erst am Schluss. Die Kollegen haben das langsam hochgefahren, sodass die erst von 15 auf 25, glaube ich, nach 35 Prozent in vier Wochen hochgefahren sind. Am Schluss haben die zwei LKWs ungefähr gebraucht. Jetzt kannst du dir vorstellen...
[00:12:31.210] - Frank
Zwei LKWs am Tag, die dann ankamen, das Ding zu befüllen.
[00:12:33.900] - Jonas
Durchschnittlich. Jetzt stell dir vor, das ist nur bei einer Wanne und das ist jetzt auch nicht so, dass es alles sukzessive umgestellt werden kann. Aber die Herausforderung wäre dann, wie viele LKWs können hier über so eine Straße fahren, so was zu transportieren? Und dann wird es längerfristig Infrastruktur Lösungen geben müssen.
[00:12:48.170] - Frank
Ich habe jetzt den ganzen August über die durch die Planetaren Grenzen geflogen. Tatsächlich kommen wir zum Thema Verantwortung und viel hängt natürlich an der Planetaren Grenze Klimawandel. Es wird massiv gerade so viel davon abhängen. Abhängig sein, wie wir in den nächsten Jahren von den Treibhausgasemissionen runterkommen. Ihr habt eine Million Tonnen CO2, die ihr jedes Jahr emittiert. Nimm mir doch vielleicht mal kurz ein paar Bestandteure, eure Klimaschutzstrategie, weil ich weiß, ihr tut da schon.
[00:13:14.280] - Jonas
Recht viel. Genau das ist vielleicht jetzt auch der Bereich, den du gerade angesprochen hast, das wäre jetzt dann die ökologische Nachhaltigkeit. Es gibt da verschiedene Dinge. Ich sage mal, Klimaschutz ist ja auch nur ein Unterbereich von Umweltschutz. Aber als ein Betrieb, der extrem energieintensiv ist und einen sehr hohen CO2-Fußabdruck hat, hat der Konzernvorstand und jede Menge andere kluge Leute damals beschlossen, dass auch hier der Konzern eine besondere Verantwortung hat und hat da dann gesagt – und das war im Jahr 2019 – wir setzen uns das Ziel CO2 Neutralität in die Unternehmensstrategie, hat sich das genau angeschaut und das damals gemessen, wie du gesagt hattest. Damals eine Million Tonnen CO2 E, Scope 1 und Scope 2 für die Fachexperten und hat dann eine Strategie aufgesetzt, wie können wir das reduzieren? Und da gibt es vier große Hebel. Der erste und allerwichtigste Hebel ist der Technologiewandel. Es muss an die Glasschmelze gehen. Es muss darum gehen, die Glasschmelze mit grünen Energieträgern, zum Beispiel Wasserstoff oder grünen Strom.
[00:14:08.240] - Frank
Zu beheizen. Die wird jetzt mit Gas befeuert, hauptsächlich?
[00:14:10.850] - Jonas
Ja, teilweise mit Strom, aber vor allem noch mit Erdgas. Und da gibt es jetzt riesige Forschungsprojekte, wo überhaupt rausgefunden werden muss, wie geht das überhaupt? Und da sind jetzt viele Kollegen und Kolleginnen gerade dabei, eine Menge kluge Dinge zusammenzuschreiben, aber auch sehr, sehr viel zu erforschen. Das ist der eine Punkt. Der nächste Punkt ist Energieeffizienz. Früher hat man gesagt, nicht ganz so spannend, ist aber bei Schott tatsächlich ein Dauerthema. Und natürlich seit dem Russland Ukraine Konflikt noch mal viel mehr unter dem Brennglas. Das andere ist Grünstrom. 100% Grünstrom wurde bereits erreicht. Das ist mit Hilfe von EACs und PPAs gemacht worden. Und hier hat der Konzern auf 100% umgestellt und damit tatsächlich seinen CO2 Fußabdruck 60% bereits reduziert.
[00:14:48.980] - Frank
Und da gab es.
[00:14:49.380] - Jonas
Einen vierten Punkt. Das muss man, glaube ich, auch immer sehr klar nennen. Der vierte Punkt ist eben auch Kompensation. Und es ist ziemlich bewusst, dass das nur der drittbeste Weg ist. Ich glaube aber, dass man auch immer sehr klar und deutlich machen muss, wenn der Technologiewandel noch nicht so weit ist und auch andere Dinge sozusagen ausgeschöpft worden sind oder gerade auch noch sehr komplex sind und man sich in diesen Bereichen auch sehr stark bemüht, dass Kompensation eben auch noch ein Thema ist, das Industrieunternehmen als Möglichkeit wahrnehmen. Schott tut das auch, wie gesagt bewusst als letzten Schritt. Aber auch hier investiert der Konzern sozusagen einmal in Research, schaut sich das an und investiert hier eben auch in verschiedene Zertifikate von.
[00:15:25.910] - Frank
Verschiedenen Klimaschutzprojekten. Klimaneutralität, Kompensation, das sind natürlich Begriffe, die jetzt die letzten Monate ganz schön wie die Sau durchs Dorf getrieben worden sind. Da muss man aufpassen mittlerweile a) sich klimaneutral überhaupt als Claim noch zu nennen und b) auch Kompensation zu betreiben. Das ruft im Zweifel so Organisationen wie die Deutsche Umwelthilfe auch hervor.
[00:15:44.740] - Frank
Ihr habt als.
[00:15:45.570] - Frank
Claim klimaneutral 2030. Warum?
[00:15:48.840] - Jonas
Ja, ich finde das ehrlich gesagt auch eine ziemlich gute Debatte, weil ich glaube, wie wollen wir bestimmte Dinge benennen? Und was einfach auffällt, wenn wir jetzt mal en gro sich das angucken, dann sehen wir einen unglaublichen Claiming Dschungel. Co2 neutral, Treibhausgas neutral, klimaneutral, das Produkt klimaneutral, dekarbonisiert whatever. Ich könnte jetzt glaube ich stundenlang so fortfahren.
[00:16:13.060] - Jonas
Umweltfreundlich. Umweltfreundlich, genau. Und ich meine, worauf du ja auch ansprichst, ist die Green Claim Directive. Auch das kommt ja. Und vielleicht auch noch mal in der Herleitung. Wir befinden uns bei Schott in einer sehr starken Prozesskommunikation. Wir haben damals uns das angeschaut und gesagt Was ist eigentlich das Ziel? Und das war nach längeren Diskussionen okay, wir machen jetzt CO2, das heißt, wir machen mehr als CO2. Wie nennen wir das Ganze? Treibhausgas-neutral fanden wir nicht so schön. Haben wir dann irgendwann gesagt Na ja, es muss ja auch etwas sein, was wir sehr gut erklären müssen, aber was wir als Begriff auch etwas haben müssen, was verständlich ist. Wie gesagt, das war die Debatte damals und sind dann zu dem Schluss gekommen, wir sagen halt unser Ziel, die manutrale Produktion 2030 und dann wird es natürlich weiter erklärt Scope 1, Scope 2 und so weiter. Das heißt, die Herausforderung als Kommunikator war damals, wie nennen wir das? Und das muss irgendwie verständlich sein. Und jetzt befinden wir uns halt in einem gerade gespannenden Situationen, wie viele Unternehmen jetzt mal sich anzugucken mit der Green Claim Directive, mit den sich gerade hervorgehenden Gesetzgebung, mit den ganzen Diskussionen, wie man solche Dinge vielleicht auch zukünftig mal nennen kann.
[00:17:13.740] - Jonas
Mir persönlich ist wichtig, ein Claim ist ein Claim, aber es ist eben auch nur ein Claim. Das heißt, die Haltung dahinter finde ich entscheidend. Aus meiner Sicht kann das irgendwann mal auch anders heißen – und wir schauen uns das gerade auch an, so viel kann ich verraten. Aber entscheidend ist, dass die Haltung, dass gerade Industrieplayer ihre Prozesse dekarbonisiert und den Technologiewandel vorantreibt, der darf sich ja nicht ändern, egal wie es mal heißt. Und wie sie jetzt sozusagen im Frühjahr '24 – das ist ja, glaube ich – dann die Green Claim Directive mit bestimmten Definitionen die Ecke kommt, das müssen wir uns dann alle angucken und sehr klar sagen Okay, was ist dann wirklich State of the art? Mir ist nur wichtig, dass man auch nicht ins andere Extrem verfällt und Green Hashing macht und gar nicht mehr drüber redet.
[00:17:54.880] - Frank
Auch das ist ein Riesenproblem eigentlich tatsächlich Klimaschutzziele zu haben und gar nicht darüber zu reden. Green Hashing eben ist zu verschweigen. Aus mehreren Perspektiven, wie ich das sehe, Transparenz erst mal. Also wer sich nicht transparent macht, macht sich verdächtig womöglich. Und es braucht aber auch in jeder Industrie.
[00:18:10.360] - Frank
So.
[00:18:11.550] - Frank
Anführer, so Role.
[00:18:12.760] - Frank
Models, wie.
[00:18:13.610] - Frank
Sie es eben machen. Es braucht diese Leuchttürme im Change Management, von denen man vielleicht auch lernen kann, wie es geht und wie es nicht geht. Das wäre damit auch obsolet, oder?
[00:18:22.540] - Jonas
Na ja, ich glaube, es braucht bei vielen Dingen die Neusiedl immer Mut. Egal worüber man redet. Und entscheidend ist, das heißt auch manchmal die kritische Analyse, sich ehrlich machen, sich angucken, wo kann man denn Vorreiter sein und wo kann man nicht Vorreiter sein? Das finde ich in der Transformation zur Nachhaltigkeit entscheidend, aber halt auch in der Kommunikation. Es gibt bestimmte Bereiche, wo manche Unternehmen, die sagen, die machen alles in der Nachhaltigkeit, wo ich mich immer frage, auch als Privatmensch, wie glaubhaft ist das, wo alle 17 SDGs oder was immer drauf gekloppelt sind? Ich finde es persönlich schwierig. Ich finde, dass jedes Unternehmen sich genau anschauen muss. Und in der Theorie ist das ja eine Wesentlichkeitsanalyse. Wo haben wir einen großen Hebel? Und verschiedene Konzerne machen das ja sehr gut. Die sagen Hey, es gibt die und die Bereiche, da haben wir einen Wirkfaktor und das machen wir. Dann muss man aber irgendwann auch eine gewisse Haltung haben und sagen, wir können nicht alles machen. Wir können uns darauf fokussieren und da sehen wir einen Weg zu mehr Nachhaltigkeit.
[00:19:09.880] - Jonas
Zb.
[00:19:10.840] - Jonas
Dekarbonisierung, ZB andere Formen von, sagen wir mal, Diversity, ZB andere nachhaltige Produktionsbedingungen und so weiter und so fort. Und ich glaube, das ist wichtig für ganz viele Unternehmen auch zu sagen, wo haben wir den großen Impact Faktor? Green Marketing und Green Kommunikation hat aus meiner Sicht in der Vergangenheit oft darunter gelitten, dass man so getan hat. Man macht alles und man ist doch so toll. Da muss man sich in gewissen Bereichen auch ehrlich machen und sagen Das machen wir jetzt. Und da sind wir vielleicht auch Vordenker. Das heißt aber in der Ableitung auch In manchen Bereichen können wir nicht Vordenker sein. Du kannst nicht überall Vordenker sein. Das funktioniert nicht.
[00:19:44.850] - Frank
Der eigenen, den eigenen Prozess nachhaltiger zu gestalten, zu gestalten ist schon anstrengend genug und Kommunikationsaufgabe genug eigentlich. Und das, was du auch vorhin sagtest, das Ereignis als solches. Wir sind jetzt, wir haben den klimaneutral Joghurt. Alles gut. Was für ein Ereignis! Stimmt aber alles gar nicht. Sternchen durch Kompensation. Der Prozess ist eigentlich das, was entscheidend ist. Also von Ereignis zur Prozesskommunikation kommt irgendwo. Das ist auch.
[00:20:12.980] - Jonas
Nachhaltigkeitskommunikation, oder?
[00:20:13.930] - Jonas
Das Thema finde ich persönlich wichtig, weil man sich ja immer angucken muss, wenn man als Kommunikator oder Marketing-Mensch in so einem Setup gerade unterwegs ist, dann schaut man sich irgendwann mal immer Transformation an. Vielleicht nicht am Tag eins, aber nach ein paar Wochen merkt man, da verändert sich ja gerade was. Und wie verhalten wir uns als Menschen zu Wandel? Es sagt ja keiner, alles ist geil. Es sitzt ja kein Kollege oder Kollegin den ganzen Tag nur drum rum und wartet darauf. Ach wie schön, ihr gebt mir komplexe Projekte und die haben ja alle genug zu tun. Und deswegen finde ich wichtig, dann auch zu sagen Leute, Transformation ist auch anstrengend. Das ist nicht immer einfach, aber wir machen das ja vielleicht in Bereichen, gerade weil es komplex ist, weil es das Richtige ist, weil wir wissen, es hat einen Wert. Aber dann muss man auch die Kommunikation ändern. In der Vergangenheit sind vielleicht viele Unternehmen in ihr Labor gegangen oder in einen anderen Bereich, wo sie was entwickelt haben, haben das versteckt gemacht und irgendwann mal die Produktinnovation rausgehauen. Das geht in einem komplexeren Setup aus meiner Sicht immer weniger. Du musst von einer Ereignis-Kommunikation in eine Prozess-Kommunikation kommen und dann Menschen mitnehmen, die Menschen, die das gestalten, im Prozess begleiten und eigentlich aus Prozessen Geschichten machen und dann deutlich machen: Hey, hier sind Leute dran, die Segen klöppelnund machen was.
[00:21:16.100] - Jonas
Und dann immer wieder Updates geben. Hat geklappt, hat nicht geklappt. Haben wir uns geirrt. Das ist der richtige Weg. Nee, haben wir was Neues gelernt. Das ist aus meiner Sicht eine mögliche Art und Weise, mit Komplexität umzugehen.
[00:21:25.480] - Frank
Was macht das mit der Marke? Also wie verändert sich die Marke eigentlich aus dem Kern der Unternehmensstrategie heraus?
[00:21:31.130] - Jonas
Also ich glaube, auf der einen Seite kann man sagen, muss man sich jetzt den neuen Fragestellungen immer mehr sozusagen stellen und das tun unsere Kollegen im Branding auch. Auf der anderen Seite sieht man aber, dass es viele Themen gibt, die eigentlich in der Marke aus meiner Sicht auch schon etabliert sind oder aus der Grundhaltung der Marke kommen. Und ein Thema, das bei Schott schon immer sehr, sehr wichtig ist, ist, war und immer sein wird, ist Innovation, Produktinnovation, Herstellungsinnovation. Und genau darum geht es aus meiner Sicht natürlich auch, wenn ich das Thema Dekarbonisierung der Industrie nehme. Wie innoviere ich Methoden, Herstellungsweisen, neue innovative Produkte herzustellen? So eine Schmelzwanne jetzt mit Grünstrom herzustellen, heißt auf gut Deutsch, die Experten und Expertinnen gehen gerade ans Herz dieses Unternehmens. Die schauen sich an, wie kann man anders Glas herstellen und dann auch andere Produkte machen mit einem anderen Product Carbon Footprint? Und das finde ich eine riesige Innovation. Insofern passt das. Auf der anderen Seite natürlich muss man immer gucken, wie passt das zu einer Marke im Sinne von wie weit ist zum Beispiel Nachhaltigkeit in der Marke etabliert? Wir sind ein Unternehmen, das sich auf einer Reise befindet.
[00:22:33.070] - Jonas
Da transformieren wir uns gerade. Wenn wir uns andere Bereiche der sozialen Nachhaltigkeit zum Beispiel anschauen, da würde ich sagen, hat Schott eine sehr, sehr lange Geschichte als Stiftungsunternehmen eigentlich seit Gründung eine sehr starke Verantwortungsachse, wo ich sagen würde, das ist wirklich sehr, sehr stark in die Grundphilosophie dieses Unternehmens eingewoben.
[00:22:51.000] - Frank
Nochmal zurück zur Markentransformation im Bereich Ökologie, wenn man so will. Deine Erfahrungen jetzt über die Kommunikation. Wie wirkt das nach innen und wirkt das nach außen? Zum einen seid ihr als B2B Unternehmen natürlich in der Kommunikation mit euren Kunden, mit euren Zuliefern draußen unterwegs. Aber ihr habt ja auch 17000 Mitarbeitende. Was kommt zuerst?
[00:23:11.520] - Jonas
Ich glaube, es ist eine parallele Sache. Aber wir haben bei Schott schon grundsätzlich immer die Regel internal first. Weil ich meine, ich habe jetzt als Kommunikator, wie so oft gut Reden, der Witz an der Sache ist ja, es gibt Kolleginnen und Kollegen, die müssen das im Alltag machen. Ich bin vielleicht jemand, der das beobachten darf, der riechen darf, was hier gerade passiert, der sehen darf, was hier gerade passiert. Aber es sind ja die Kolleginnen und Kollegen in der Produktion, in der R&D Abteilung und so weiter, die sich Gedanken machen müssen. Und was jetzt der Konzern gemacht hat, als er diese Strategie dann ausgerollt hat, war zum Beispiel dann auch relativ zeitnah einen Ideenwettbewerb auszuschreiben, wo Kollegen aus der Produktion, aus der Verwaltung, aus allen Bereichen des Konzerns sagen konnten, Thema Klimaschutz, Thema Energieeffizienz oder auch Umweltschutz generell. Was habt ihr für Ideen? Wie können wir Prozesse verbessern? Und da sind sehr, sehr viele Ideen rausgekommen und sind über 700 auch umgesetzt worden. Die genauen Zahlen muss ich noch mal gucken. Aber das kam zum Beispiel sehr gut an, weil natürlich man da merkt, es gibt über Bereiche, die Kolleginnen und Kollegen viel, viel besser als wir.
[00:24:13.860] - Jonas
Und da müssen wir ran. Und das ist total wichtig. Und das andere ist halt Dialog getrieben. Also viele Themen wissen wir ja noch nicht mal, dass wir sie wissen. Das ist ja oft so in großen Konzernen das Problem, wenn man alles wüsste, was man weiß. Und das geht nur durch Aktivierung der verschiedenen Kolleginnen und Kollegen vor Ort.
[00:24:26.670] - Frank
Also Aktivierung. Da hast du ja schon ein paar Erfahrungen gemacht. Was funktioniert, was funktioniert nicht? Um den Leuten so einen Bock auf morgen zu vermitteln?
[00:24:33.970] - Jonas
Also ich glaube Ideenwettbewerbe gehen sehr, sehr gut. Gerade weil jetzt zum Beispiel Schott sehr, sehr viele Leute in der Produktion haben. Ungefähr 60 Prozent der Kollegen sind in der Produktion. Redet mir nicht den Newsletter tot. Das ist uncool, sagen viele, glaube ich oft aber gar nicht, weil das funktioniert. Das ist etwas, was sehr, sehr positiv funktioniert und sehr positiv ankommt. Wir sind damit auch mal gestartet mit einem klimaneutralen Newsletter und haben dann innerhalb von einigen Wochen fünf, sechs hundert Abonnenten bekommen. Intern. Intern. Wir machen das nur intern. Und was auch ganz wichtig ist, da sind jetzt Kolleginnen von mir gerade dran, die sagen, es muss eine Intranetseite geben, wo sich die Kollegen gut drüber informieren können. Einfach die Möglichkeit zu haben: Hey, ich will darüber mehr wissen, ich will mich einbringen. Oder auch, dass da eine Telefonnummer steht oder eine E-Mail-Adresse, wo du mal anrufen kannst oder hinschreiben kannst. Hey, ich habe eine Idee. Hey, ich verstehe das nicht. Das finde ich gerade wichtig, dass es Feedback gibt. Wenn die Kollegen sagen, finde ich nicht gut, ist eine Sache. Oder wenn sie sagen, finde ich sehr gut.
[00:25:25.450] - Frank
Schauen wir uns mal die externe Seite an. Wie nimmt man eigentlich die externen Stakeholder mit?
[00:25:29.930] - Jonas
Ich glaube auch da ist das Thema Dialog wichtig. Entscheidend ist ja, es gibt ein Unternehmen, das jetzt auf die Reise macht und die Reise machen wir ja schon seit ein paar Jahren. Und das ist jetzt auch nicht gerade unerfolgreich. Also dir eine Perspektive zu geben, wir haben allein durch die Umstellung von auf Grünstrom den CO2-Fußabdruck jetzt 60% reduziert. Das ist aber jetzt quasi das Einfache gewesen. Jetzt Energieeffizienz ist natürlich auch ein Thema, an dem die Kollegen ständig tüfteln. Aber die harte Nuss ist der Technologiewandel. Und das ist jetzt echt das harte Tal, wo die Kollegen echt ackern müssen und dass viele Sachen auch einfach noch gar nicht klar sind. Und deswegen ist, glaube ich, die Grundhaltung wichtig, deutlich zu machen. Wir begeben uns auf diese Reise als Unternehmen, aber viele Sachen sind nicht klar. Bei vielen Themen sind die Antworten nicht klar und manchmal wissen wir noch nicht mal die Fragen. Und da kommt aber auch dieses Thema Tüftler gehen, Daniel Düsentrieb, Innovatoren sein, glaube ich bei vielen Kollegen wirklich sehr raus. Was auch diese Grundhaltung des Konzerns, glaube ich, oder auch der Marke, wenn du so willst, ausstrahlt, dass man sagt: Hey, wir versuchen das.
[00:26:27.190] - Jonas
Und das ist etwas, was wir versuchen, auch in diesen verschiedenen kommunikativen Formaten zu begleiten. Wir haben letztes Jahr verschiedene Pressekonferenzen gemacht, wo wir z. B. Auch Journalisten eingeladen haben und gezeigt haben Guckt mal, hier ist dieser Wasserstoff Tank, hier ist die Mischanlage, wo der Wasserstoff mit dem Erdgas gemischt wird. Fachexperten und auch unser CFO, der zuständig ist für das Zero Carbon Programm, so heißt es bei uns intern, das Klimaschutzprogramm, und der sich hingestellt hat und erklärt hat, was läuft und was nicht läuft und was wir auch brauchen, diese Transformation zu begleiten. Und ich glaube, das ist wichtig, dass man auch einfach sehr deutlich macht Hey, es ist ein Konzern, der wagt das jetzt. Der gibt da ohne Ende sozusagen ein Commitment rein, der gibt eine große Menge an Ressourcen und auch ein Budget rein und an wirklich hellen Köpfen. Nur das große Thema Dekarbonisierung, Deutschland oder weltweit, ist natürlich, was man als Einzelner nicht lösen kann. Und ich glaube, das muss man auch mal klar sagen, wenn es jetzt hier dann irgendwann mal hoffentlich erforscht werden sollte oder dann irgendwann erforscht ist und die Kollegen sagen, es geht, dann wird es natürlich große Fragen geben.
[00:27:23.710] - Jonas
Infrastruktur, Support und so weiter und so fort.
[00:27:26.460] - Frank
Ich will noch mal zurück auf die auf die externe Kommunikation kommen. Also PR, das eine habe ich schon gehört, also euer CFO mit Journalisten hier auf dem Werksgelände, schöne Bilder, keine Frage, Journalisten wunderbare Verlängerer. Was macht ihr aber noch, die Message nach außen zu bringen bzw. Auch der immer stärkeren Regulierung irgendwie auch gerecht zu werden?
[00:27:46.830] - Jonas
Unterscheidet das immer ganz gerne mit so einem Eisberg. Einmal all die Dinge, die Unterwasser stattfinden, das sind mal die komplexen Instrumente, die man braucht in der Kommunikation oder auch sagen wir mal, was vielleicht gar nicht mal in der klassischen Marketing oder Kommunikationstätigkeit liegt, wo man heute sagen würde, da geht es eher Reporting. Und das sind verschiedene Instrumente, meiner Meinung nach. Das eine sind Reports, das andere sind Whitepaper, also auch dicke Bretter, die aber, glaube ich, eine gute Basis bilden, auch einfach deutlich zu machen: „Hey, wir meinen es ernst, es gibt hier eine Strategie, hier haben eine Menge kluger Menschen ziemlich viel nachgedacht. Das sind aber auch dann vertiefende Fachvorträge von Experten. Das sind auch mögliche Kundengespräche natürlich und so weiter und so fort. Und wenn wir dann langsam hochkommen, dann sehen wir da, glaube ich, Dinge, die dann auch in der Erzählweise im Storytelling emotionaler werden können und einfacher. Ich glaube aber, dass es immer verbunden sein muss. Es braucht die Basis des Eisbergs unten, auch eine gewisse Credibilität zu haben. Sozusagen, hey, da ist wirklich eine Menge Holz dahinter. Und oben gibt es dann Dinge, wo man sagt, hey, es gibt Manifestor-Videos, es gibt Social-Media-Aktivitäten, wo wir verschiedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorstellen, die zum Beispiel ein cooles Projekt im Energieeffizienz Management gemacht haben oder die einen Ideenwettbewerb gewonnen haben für eine tolle Idee, wie man einfach das Thema Klimaschutz bei Schott verbessern kann.
[00:29:01.690] - Jonas
Das sind alles Themen, die wir gemeinsam da versuchen anzugehen. Was wir zum Beispiel auch machen, wir sponsern auch einige mal Publikationen, wo wir sagen Hey, die finden wir cool, wo es zum Beispiel sehr auch das Thema Wissenschaftlichkeit geht. Wir unterstützen jetzt einige Buchprojekte, wo wir zum Beispiel sagen Hey, die Kollegen, die das Buch machen, bringen ein Buch raus, wo erklärt wird, wie geht man wissenschaftlich mit dem Klimawandel um? Was hat die Industrie überhaupt für Chancen, da was zu verändern? Und das ist natürlich etwas, was zu einem Konzern wie Schott sehr gut passt, weil Wissenschaftlichkeit, glaube ich, vielen Leuten hier sehr, sehr wichtig ist und eine Grundhaltung ist, wo ich auch sagen würde Hey, das ist total wichtig, wie man dieses Thema Umweltschutz, Klimaschutz überhaupt angehen muss.
[00:29:38.920] - Frank
Wir sind ja hier in dem Podcast jetzt zunehmend, zumindest haben wir das vorgenommen, zunehmend auf der Suche nach guter Nachhaltigkeitskommunikation. Also vielleicht auch eine Nachhaltigkeitskommunikation, die eben nicht nur Angst macht, nicht nur Doms Day Paradies ist, auf die Gefahren von Klimawandel und Überschreitung, Planetaren Grenzen hinweist, sondern aktiviert, motiviert eben Bock auf morgen macht. Aus deiner Erfahrung heraus, was glaubst du, muss gute Nachhaltigkeitskommunikation leisten können?
[00:30:05.270] - Jonas
Ich glaube, es muss erstens Beispiele zeigen, wo Menschen Dinge umsetzen und zeigen es geht was in ihrer Lebensrealität, dass du was machen kannst. Viele Nachrichten hinterlassen, glaube ich, viele Menschen in einer gewissen Schockstarre.
[00:30:16.860] - Jonas
Es.
[00:30:16.940] - Jonas
Ist einfach nur deprimierend. Was soll ich jetzt tun? Es muss irgendwie händelbar sein. Du musst ein Gefühl bekommen Hey, und diese Fälle gibt es. Du musst sie nur suchen. Es gibt ja Menschen, die tolle Sachen machen. Das ist das eine. Das andere ist, es ist ein Marathon. Also aus meiner Sicht ist Nachhaltigkeit, Kommunikation, Marketing, wie auch immer du es nennen magst, kein kurzfristiger Erfolgsfall, sondern ein langfristiges Commitment. Das ist eine Thematik, dazu musst du dich auch bekennen. Man wird natürlich in Dialog-Setups auch immer wieder Kritiken bekommen und oft manchmal auch zu Recht. Und man wird natürlich auch immer die Fragen sagen: Warum hast du es so gemacht? Hat damals vielleicht Sinn gemacht und dann muss man wieder optimieren, anpassen. Und das ist das, was ich vorhin meinte mit dem Dialoggetriebenen. Manche Dinge sind halt immer nur dann der Weisheits... Der Irrtumsletzte Schluss. Man muss immer wieder anpassen. Und das ist diese Haltung zu sagen, ich möchte eine Veränderung kommunikativ begleiten, die Wert schafft.
[00:31:03.990] - Frank
Und bezogen jetzt auf Schott, was glaubst du, was jetzt die nächsten Jahre für euch die größten Herausforderungen, diesen Transformationsprozess auch adäquat kommunikativ zu begleiten, zum einen auch das verständlich zu machen, wo eigentlich das Problem liegt hier, zum anderen aber auch nach außen und nach innen hinzuwirken für die Marke Schott.
[00:31:23.500] - Jonas
Also intern würde ich mir einfach wünschen, dass viele Kollegen Bock drauf haben und sagen, ich fühle mich hier gesehen. Ich fühle, dass ich einen Wandel begleiten kann, dass ich was umsetzen kann. Und wenn Kommunikation da ein kleines bisschen unterstützen kann, wäre ich schon sehr, sehr happy.
[00:31:38.140] - Jonas
Extern.
[00:31:39.030] - Jonas
Würde ich mir wünschen, dass wir es schaffen, die komplexen Prozesse, die wir haben, nach außen zu erklären und auch deutlich zu machen, dass wir an bestimmten Dingen dran sind, aber dass es eben gar nicht so einfach ist. Aber eben auch hier klar zu machen, es gibt hier ein gewisses Commitment, es gibt hier Leute, die meinen das ernst und wollen was bewegen und man deswegen halt da auch immer wieder dann auf die verschiedenen Komplexitäten, die die Fachexperten äußern, hört, dass die dann sagen, wir sind dran, wir brauchen aber das und das. Da bekommen wir ja schon zum Glück Unterstützung, haben auch oft ein offenes Ohr. Wenn das bleibt, wäre ich schon sehr happy.
[00:32:09.910] - Frank
Kann ich nachvollziehen. Ein schönes Schlusswort. Danke.
[00:32:11.970] - Frank
Ja, das ist mir aber auch in den ganzen Episoden noch nicht passiert. Da habe ich viel zu schnell die Stopp Taste gedrückt und gar nicht geschaltet. Jonas wollte sich noch verabschieden. Er lässt hiermit noch schöne Grüße ausrichten.
[00:32:21.060] - Frank
Das habe ich.
[00:32:22.260] - Frank
Einfach gar nicht drauf gehabt auf Tape.
[00:32:24.300] - Frank
In.
[00:32:25.220] - Frank
Der nächsten Episode geht es wieder fröhlich weiter mit Bambock auf morgen Wissenschafts und Marketing Staff. Euch eine schöne Woche. Danke und Ciao. Auf Wiederhören.